| Festakt in der Justizvollzugsanstalt Zweibrücken

40-jährige Zusammenarbeit mit dem Berufsfortbildungswerk (bfw) des DGB und Einweihung neuer Räumlichkeiten

Das neue Wirtschaftsgebäude der JVA Zweibrücken

Im Beisein zahlreicher Vertreterinnen und Vertreter aus Justiz, Wirtschaft, Verwaltung und Politik wurde heute in der JVA Zweibrücken ein „doppelter“ Festakt begangen – gefeiert wurde zum einen die 40-jährige Zusammenarbeit mit dem Berufsfortbildungswerk (bfw) des DGB und zum anderen die Einweihung eines neuen Wirtschaftsgebäudes. Im Rahmen des Festaktes nahmen Justizminister Herbert Mertin und der Leiter der JVA, Jürgen Buchholz, vom Geschäftsführer des Landesbetriebs Liegenschafts- und Baubetreuung (LBB) Holger Basten als Bauherrn symbolisch den Schlüssel zum neuen Gebäude entgegen. 

In seinem Grußwort zeigte sich Justizminister Mertin über das große Interesse an der Veranstaltung erfreut: „Leider bekommt der Strafvollzug häufig größere Aufmerksamkeit nur dann, wenn etwas schiefgelaufen ist oder wenn strukturelle Probleme aufgezeigt werden sollen. Umso mehr freue ich mich, dass wir gleich zwei positive Anlässe haben, um den heutigen Festakt gemeinsam zu begehen.“ 

Vor vier Jahrzehnten begann mit der Kooperation zwischen der Justizverwaltung Rheinland-Pfalz und dem Berufsfortbildungswerk (bfw) eine Erfolgsgeschichte des rheinland-pfälzischen Justizvollzugs: das Bildungszentrum der JVA Zweibrücken. Es hat als zentrale Stelle für Rheinland-Pfalz seitdem rund 6.000 Gefangenen – teilweise auch aus anderen Bundesländern – eine berufliche Vollausbildung ermöglicht und ihnen zu einem Berufsabschluss verholfen. Damit trägt es dem wichtigsten Ziel des Justizvollzugs, der Resozialisierung straffällig gewordener Menschen, in besonderer Weise Rechnung. Derzeit können die Gefangenen einen von insgesamt dreizehn verschiedenen Ausbildungsberufen erlernen. 

Reinhold Petermann, der Geschäftsführer des bfw, hob die Bedeutung der Resozialisierung nicht nur für die Gefangenen, sondern auch für die Allgemeinheit, hervor. „Als Berufsfortbildungswerk des DGB sehen wir uns in der Verantwortung, jedem Menschen eine zweite Chance auf Integration in Arbeit und Gesellschaft zu geben. Erfolgreiche Resozialisierung eröffnet den Inhaftierten neue Perspektiven für ihre Zukunft und bewahrt die Allgemeinheit vor den Kosten einer erneuten Inhaftierung und vor allem auch vor den Folgen der Kriminalität.“ 

Mit der Fertigstellung des zweiten Bauabschnitts ist zudem nunmehr das neue Wirtschaftsgebäude in der Justizvollzugsanstalt Zweibrücken vollendet.  Damit sind eine hoch technisierte Großküche, eine Bibliothek sowie drei moderne Betriebswerkstätten zur Beschäftigung und beruflichen Ausbildung von Gefangenen unter einem Dach vereint. Das Land investierte rund 12,5 Mio. Euro in den neuen Bau. Obwohl in erster Linie ein Zweckbau, fügt sich das Gebäude architektonisch in das innerstädtische Umfeld ein. Die Fassade ist in unterschiedlich große, verschiedenfarbige Rechtecke unterteilt, die das Gebäude optisch auflockern. Hierfür wurde nach einem Wettbewerb für die Kunst am Bau die Künstlerin Prof. Cony Theis aus Köln engagiert, die mit einem Workshop auch Gefangene an der Entwurfsidee beteiligte. Bei der Vergabe der Bauaufträge kamen rund 140 Bau- und Handwerksfirmen zum Zuge. Zudem wurden gefängniseigene Betriebe für die Fensterarbeiten (JVA Frankenthal) und die Vergitterungen (JVA Zweibrücken) beauftragt. 

LBB-Geschäftsführer Holger Basten dankte JVA-Leiter Buchholz für die gute Zusammenarbeit: „Eine Baustelle in einer Haftanstalt stellt immer besondere Anforderungen an die Baustelleneinrichtung und Logistik. Die gesamte Anlieferung und der Abtransport von Material liefen ausschließlich über die Außenmauer hinweg mit einem speziell abgesicherten Kran. Im vertrauensvollen Dialog haben wir es gemeinsam immer wieder geschafft, den baulichen und den Sicherheitsanforderungen gleichermaßen gerecht zu werden.“ 

Auch Buchholz dankte den Anwesenden für ihr Interesse an der Arbeit der Justizvollzugsanstalt und zeigte sich überzeugt, dass diese auch aufgrund der neuen Räumlichkeiten in Zukunft noch erfolgreicher fortgesetzt werden könne: „Wir sind stolz auf unser Bildungszentrum und die dort geleistete Arbeit. Ich wünsche unserem Bildungszentrum mindestens 40 weitere erfolgreiche und kraftvolle Jahre!“ 

Hintergrund: 

Die JVA Zweibrücken ist eine von zehn Haftanstalten des Landes Rheinland-Pfalz und besteht seit 1845. Sie wurde von 1839-1845 als bayerisches Bezirksgefängnis erbaut und gilt damit als die älteste rheinland-pfälzische Justizvollzugsanstalt. Derzeit sind dort etwa 390 Gefangene untergebracht, darunter rund 130 Frauen. 

Der Landesbetrieb Liegenschafts- und Baubetreuung (Landesbetrieb LBB) ist der Immobilien- und Baudienstleister für das Land Rheinland-Pfalz. Rund 1.300 Mitarbeiter in landesweit acht regionalen Niederlassungen sowie der Zentrale in Mainz kümmern sich um die Bewirtschaftung und Optimierung des landeseigenen Immobilienbestands nach betriebswirtschaftlichen Gesichtspunkten. Im wirtschaftlichen Eigentum des LBB befinden sich rund 1.750 Immobilien mit einer Mietfläche von 2,8 Mio. m². Dies sind Bürogebäude wie z.B. Ministerien, Finanzämter und Katasterämter sowie Spezialimmobilien wie z.B. Universitäten, Hochschulen der angewandten Wissenschaften und Fachhochschulen, Justiz-, Polizei-, Forstgebäude, Museen und Schulen. Weiterhin erfolgen Baumaßnahmen für das Land an Burgen und Schlössern sowie für den Bund an Kasernen, Flughäfen und Pipelines. 

Das Bildungszentrum der JVA Zweibrücken wurde 1976 als Kooperationsprojekt zwischen der Justizverwaltung Rheinland-Pfalz und dem Berufsfortbildungswerk (bfw) des DGB errichtet, nachdem das bfw bereits 1972 eine Zusammenarbeit mit der JVA Zweibrücken begonnen hatte. Hier können die Gefangenen Kenntnisse und Fertigkeiten erlernen, die aktuell auf dem Arbeitsmarkt nachgefragt werden. Die Lehrgänge münden in einen IHK- oder  einen HWK-Abschluss, wobei derzeit 13 verschiedene Ausbildungslehrgänge erlernt werden können. Inhaftierte, die eine kürzere Haftzeit verbüßen, haben die Möglichkeit einer Teilqualifizierung. Kann eine begonnene Berufsausbildung nicht beendet werden, bestehen Beratungs- und Hilfsangebote, damit der Abschluss nach der Haftzeit erfolgen kann.

 

 

 

 

 

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